Die
Filmklappe knallt – und »Action«: Acht Kurzfilme dreht der
Landesfilmdienst Baden-Württemberg in Kooperation mit verschiedenen
Schulen in der Region. Im Rahmen der Aktion »Gewaltig« – Partner
sind das Karlsruher Jugendamt, der Stadtjugendausschuss Karlsruhe und
der Kreisjugendring Karlsruhe – widmen sich alle Produktionen dem
Thema Gewaltprävention. Zwei von ihnen entstehen in Zusammenarbeit
mit dem Isolde-Kurz-Gymnasium.
»Wir
müssen unser Repertoire an Lehrfilmen auffrischen«, erklärt Melvin
Raschke. Der Regisseur des in Esslingen sitzenden Zentrums für
Medienbildung, Equipmentverleih und Filmproduktion erklärt: Lehrern,
Dozenten oder Streetworkern wird schließlich das entstandene
Material zur Verfügung stehen. Aber auch auf Youtube können
Interessierte das professionell und durch »eigene Manpower
finanzierte Filmprojekt« anschauen.
Raschke
sieht Bedarf an aktuellen Kurzfilmen, denn er weiß, dass die
momentan zur Verfügung stehende Auswahl an Bildstreifen keineswegs
zeitgemäß ist. »Diese Szenen nimmt niemand mehr ernst«. Die
Sequenzen wurden irgendwann in den 1980er-Jahren gedreht, vermutet
er. Möchte man im Sinne der Demokratie-Erziehung
Diskussionsgrundlagen schaffen, hat man es heutzutage mit anderen
Fragestellungen und Problematiken zu tun. Man denke nur an die
negativen Seiten des Internets.
Die
Schüler des Oberstufenkurses »Literatur und Theater« des
Isolde-Kurz-Gymnasiums wirken dabei mit, Rassismus und Cybermobbing
in Szene zu setzen. Kamera und Mikrofon umgeben die Darstellerinnen.
Die Story – sie ist einfach zu erzählen – passiert genau so oder
zumindest so ähnlich tagtäglich: Ein Mädchen, Samira, betritt ein
Jugendhaus und sieht sich sogleich konfrontiert mit Anfeindungen und
Gehässigkeiten seitens Gleichaltriger. Denn Samira trägt ein
Kopftuch. Jasmin, ihre Freundin und allseits beliebt, wird von den
fremdenfeindlichen Mobberinnen vor die Wahl gestellt: »wir oder
Samira«.
»Wir
haben die Geschichte gewollt auf die Spitze getrieben«
Die
Kursteilnehmerin Rahel Hirschburger verkörpert Jasmin und sagt, »wir
haben die Geschichte gewollt auf die Spitze getrieben, damit es am
Ende zu einer Diskussion zwischen den Schülern und Lehrern kommen
kann«. Eine universelle Lösung für die Probleme mit Gewalt gebe es
nicht. Mit, so Rahel, »Füllwörtern wie ›Alter‹ oder ›Ey‹«
haben die Oberstufenschüler das Drehbuch aufgepeppt. »Wir wollen
die jungen Leute unbedingt mitkreieren lassen, denn niemand ist so
nah dran am Thema, wie die Schüler selbst«, sagt der Regisseur.
Insgesamt entstehen im IKG knapp vier Minuten Film.
»Das
Projekt ist toll angenommen worden«, freut sich Sabine Laage. »Alle
aus dem Literatur- und Theaterkurs machen mit«, so die Lehrerin.
Aber da in zwei Seiten Drehbuch gerade einmal eine Minute Film
steckt, seien die Schüler auch schon sehr lange bei der Arbeit.
Mindestens fünf oder sechs Stunden verbringen sie damit, die Szenen
in den Kasten zu bekommen. Seit Ostern erst kennen sie das Drehbuch.
Der Text scheint aber zu sitzen.
Bei
der Rassismus-Geschichte sind es zehn Akteure. Bei der
Cybermobbing-Story werden es fast 40 Schüler sein, die mitmachen.
Das ist dann im Juli. »Mit weniger Leuten ist es allerdings
entspannter beim Set und auch die Teilnehmer können mehr über das
Filmemachen lernen, selbst mal die Kamera in die Hand nehmen«, sagt
Raschke.
Ob
der achte Kurzfilm überhaupt gedreht wird, ist noch keine
beschlossene Sache. »Dieser Streifen soll sich mit der Gewalt
gegenüber Lehrern auseinandersetzen«, so Raschke. Den Machern vom
Landesfilmdienst Baden-Württemberg geht es nicht nur um das
Endprodukt. Die Schüler erfahren hier, wie es am Set zugeht. Sie
finden’s spannend. (GEA)
+ www.lfd-bw.de